Berlin ist vieles. Es ist groß, bunt und vor allem eines: Es ist überwältigend. Oftmals stelle ich mir die Frage, welche Eigenschaften dieser Stadt eigentlich so herausragend und typisch sind, dass man von ihnen sagen kann: Das und nur das – das ist Berlin.

Klar, wahrscheinlich gehen die Meinungen jetzt sehr weit auseinander. Während der eine vielleicht sofort BERGHAIN schreit, dem anderen vielleicht „die Stadt der Singles“ durch den Kopf schwirrt, habe ich eine ganz andere Meinung von dem typischen Berlin.

1) Die große Stadt der vielen Unterschiede

In Berlin treffen viele Gegensätze aufeinander

Berlin ist für deutsche Verhältnisse eine sehr große Stadt. Sie ist zwar keinesfalls mit Megastädten wie Tokyo vergleichbar, doch sie belegt zum Beispiel gemessen an den Einwohnerzahlen europäischer Städte den zweiten Platz hinter London.

Bei so vielen Menschen kann man gut in der Masse untergehen und Unkonventionelles wird eher toleriert als in einer übersichtlichen Kleinstadt. Das mag ein Grund dafür sein, dass man in Berlin auf viele Individuen trifft, die die Chance nutzen, sich frei entfalten zu können. Und das macht die Stadt bunter und wimmeliger.

Deswegen trifft man hier wohl auch auf so viele unterschiedliche Meinungen, wofür Berlin nun wohl „gemacht“ sei. Ist sie eine Partystadt? Ist Berlin ein Kunststandort, der seines Gleichen sucht? Oder steht die Start-Up-Szene mit ihren innovativen Ideen auf der Rangliste ganz oben?

Zwei sehr unterschiedliche Orte sind zum Beispiel der klassische Gendarmenmarkt mit seinen kulturellen Gebäuden und den noblen Restaurants und die East-Side-Gallery mit den Resten der Berliner Mauer in Friedrichshain-Kreuzberg. In der Umgebung fühlt sich die alternative Szene wohl.

Jeder wird hier wohl auf seinen Geschmack kommen, denn wie wir ja bereits gelernt haben, ist Berlin eine sehr große Stadt. Von Punk bis vornehm, Kramermarkt bis elitäres Shoppen, Streetart bis Gemäldegalerie … die Unterschiede sind groß, aber Platz ist ist für alle da. Deshalb ergibt auch alles zusammen: Berlin.

2) Die schwer einzuschätzende Berliner Schnauze

Ob die Berliner Schnauze Teil der Kultur Berlin ist? Gute Frage. Die Mundart aber ganz gewiss!

Vielleicht bekommt man sie ja bereits am Flughafen oder Hauptbahnhof mit, wenn man in den Bus einsteigt und der Fahrer einen schlechten Tag hat: die Berliner Schnauze ist allgegenwärtig. Zwar versucht das Stadtmarketing mit dem Spruch „hart aber herzlich“ ein neues, freundliches Berlin zu präsentieren. Doch seien wir mal ehrlich: Die groben, kalten Winter scheinen den Städtern ein wenig aufs Gemüt geschlagen zu haben.

Angegriffen fühlen sollte man sich allerdings nicht, sollte schon der Begrüßung ein schroffer Unterton beiwohnen, denn eigentlich meinen es die Berliner garnicht so hart, wie es sich anhört. Sie sind eben direkt. Man muss erst mal mit ihnen warm werden. Wenn man aber kein Unbekannter mehr ist, kann man sich auf die vom Stadtmarketing beworbene Herzlichkeit so sehr verlassen, wie auf den verdatterten Blick, den man in einer Bäckerei zugeworfen bekommt, sollte man versehentlich einen „Berliner“ bestellen und sich damit aus vollkommener Außenseiter und Nichtswisser enttarnen.

Gut zu wissen: Die mit Marmelade und ähnlichem gefüllte Backware heißt in Berlin nicht Berliner, sondern Pfannkuchen. Und Pfannkuchen werden stattdessen Eierkuchen genannt.

3) Die moderne Metropole mit einer langen Geschichte

Die mittelalterliche Vorgeschichte der Stadt wird oft vergessen

Was mich an Berlin besonders fasziniert ist die lange und umfangreiche Geschichte der 800 Jahre alten Stadt. (Und auch hier trifft man auf einige Gegensätze.) Vielen garnicht so present ist die Urgeschichte der Stadt, bei der an einer Spreequerung (heute ist hier die Mühlendammbrücke) zwei verpartnerte Städte gegründet wurden, die nichts mit der großen Politik am Hut hatten und vielmehr den wirtschaftlichen Interessen des Handels nachgingen: Berlin und Coelln. (Heute kann man das Mittelalter der Stadt mit unserem Guide „Berlin im Wandel – Das alte Zentrum“ in ungefähr drei Stunden ablaufen und neu erleben.)

Bis heute wurde die Stadt mehrere Mal zerstört und wieder aufgebaut. Einst war es der Willkür und militärischen Unachtsamkeit der Könige geschuldet und später sorgte der Nationalsozialismus dafür, dass Berlin eine Zielscheibe im zweiten Weltkrieg wurde.

Wenn man jetzt Berlinbesucher nach ihrem Interesse befragt, steht der Kalte Krieg und die Teilung der Stadt auf Platz 1 der historischen Themen. Kein Wunder: Ost- und Westberlin haben sich sehr unterschiedlich voneinander entwickelt und bieten deshalb auch heute noch einige wichtige Sehenswürdigkeiten aus dieser Zeit an.

Orte mit Geschichte in Berlin:

  • Berlin im Wandel – Das alte Zentrum

    Mach eine circa 3-stündige Zeitreise ins Mittelalter Berlins und lerne etwas über die lebendige Urgeschichte der Stadt. Mit 800 Jahren ist Berlin wahrlich nicht die älteste Stadt des Landes. Dennoch hat sie viel zu erzählen….

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4) Der Ort der vielen Kulturen

In Berlin leben viele Kulturen Tür an Tür

Die Bevölkerung der Stadt ist durchmischt. Hier trifft man neben der besagten Berliner Schnauze auch auf Unmengen unterschiedlicher Sprachen. Das macht Berlin so besonders: Sie ist eine internationale Stadt, in der man vom Barista auch gerne mal auf Englisch nach seinen Kaffeevorlieben gefragt wird.

Die Gastarbeiter, die über die Jahre in die Stadt kamen, brachten neben ihren handwerklichen und technischen Fähigkeiten auch ihre Kultur mit. Gut so: Was wäre Berlin ohne seine weltweit stärkste Dönerbudendichte.

In Stadtteilen wie dem Wedding, Neukölln oder Kreuzberg sollte sich jeder Besucher mal umgesehen haben. Hier trifft man auf allerhand, was man so in anderen deutschen Städten nicht vorfinden wird.

5) Die schlaflose Never-Ending-Story, bei der es aber auch zu jeder Uhrzeit Frühstück gibt (oder eben Kuchen)

Wenn man weiß wie, findet man in Berlin zu jeder Zeit einen Ort zum Feiern

Ein Spruch ist allerdings mehr als wahr: Berlin schläft nicht. Wer feiern will, findet hier auch den passenden Ort dafür. Und das haben die Gastronomen erkannt. Wer lange feiern kann, kann auch lange schlafen. Und deshalb gibt es in Berlin auch einfach sehr lange (wenn nicht auch immer) Frühstück.

Den Vogel abgeschossen hat einen Konditor im Wedding, der seine Torten ab elf Uhr in seiner Tortenwerkstatt anbietet und des Abends aus eben jener Konditorei eine Bar macht, in der es halt auch zu später Stunde noch sehr schmackhafte Torte gibt.

Unsere liebsten Kalorienbomben sind die Marzipan-, Schwarzwälder-Kirsch- oder Milchreistorte.

Berlin ist einfach nicht mit anderen Städten vergleichbar. Sei es wegen der Geschichte, der großen Politik, der alternativen Szene, dem Wirtschaftsstandort oder oder oder: Berlin ist einfach in vielerlei Hinsicht besonders und deshalb wohl auch ein beliebtes Reiseziel für Millionen Reisende im Jahr.

Was macht für dich Berlin aus?